CD mit Songs zum Thema Todesstrafe

Death Row: Deutschland sucht den Superstar, und du, Gabi, machst eine CD, die mit größter Wahrscheinlichkeit nicht die Charts erobern wird. Wie bist du dazu gekommen, eine CD mit dem Titel "Alive on Death Row" aufzunehmen?

Gabi Uhl: Ich habe vor fünf Jahren zum ersten Mal Kontakt gehabt zu einem Todestraktinsassen in Texas und habe ein halbes Jahr später seine Hinrichtung gesehen. Das hat mich nicht mehr losgelassen, sodass Todesstrafe auch heute noch ein Thema ist, zu dem ich mich engagiere. Und da Singen eine meiner anderen Leidenschaften ist, lag die Idee nahe, beides miteinander zu verbinden.

Death Row: Ist "Alive on Death Row" deine erste CD oder hast du früher schon im Studio gearbeitet?

Gabi Uhl: "Alive on Death Row" ist meine vierte eigene Studio-Produktion. Ich habe 1988, 1992 und 1996 bereits jeweils ein Dutzend Lieder aufgenommen und hin und wieder an anderen Projekten mitgewirkt. So gesehen, war es auch mal wieder Zeit für etwas Neues.

Death Row: Hast du eine besondere musikalische Ausbildung?

Gabi Uhl: Ich habe Schulmusik studiert mit Hauptfach Gesang. Mein Gesangunterricht bezog sich natürlich vor allem auf klassischen Kunstgesang. Ich habe aber immer schon parallel dazu Chansons und Songs im Liedermacherstil gesungen, die ganz anders klingen als das, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe.

Death Row: Was sind das nun für Lieder, die auf deiner neuen CD zu hören sind?

Gabi Uhl: Die neue CD enthält fünf Lieder, die sich direkt oder auch indirekt mit dem Thema "Todesstrafe" beschäftigen. Drei davon sind in englischer Sprache, zwei in Deutsch. Sie stellen die Perspektiven von Insassen und Gefängniswärtern dar oder zeigen gesellschaftliche Zusammenhänge auf, die bei dem Thema eine Rolle spielen. Außerdem gibt es noch zwei Bonus-Tracks, z.B. einen Song, der von einem Todeskandidaten gesungen wurde.

Death Row: Hast du die Texte und die Musik zu den Liedern selbst geschrieben?

Gabi Uhl: Ich habe zu einem Gedicht die Musik geschrieben, ansonsten stammen die Lieder nicht von mir. Ich habe mich immer in erster Linie als Interpretin gesehen. Trotzdem sind die Songs für mich etwas sehr Individuelles, weil ich sie ganz gezielt danach auswähle, inwieweit sie mich persönlich ansprechen und das ausdrücken, was meiner Überzeugung entspricht und was ich vermitteln möchte.

Death Row: Kannst du uns zu den Liedern noch mehr Einzelheiten erzählen? Ist ein Song dabei, den du selber favorisierst?

Gabi Uhl: Das erste Lied heißt "Ellis Unit One", so hieß früher der Todestrakt von Texas, und beschreibt das Thema aus dem Blickwinkel eines Wärters, der im Todestrakt arbeitet und an den Hinrichtungen mitwirkt. Die "Ballade vom Nachahmungstrieb" beschreibt Kinder, die im Räuber-und-Gendarm-Spiel versehentlich einen ihrer Kameraden aufhängen, weil: Sie haben es ja nur wie die Erwachsenen gemacht. "Kati und Sandy" sind zwei Teenager, die so große Probleme zu Hause haben, dass sie sich schließlich von einem Hochhaus stürzen. "To Live In Your World" ist mein favorite Song - er beschreibt die Perspektive eines Täters und fasst auf ganz kurzem Raum alle wesentlichen Argumente zusammen, die für mich gegen die Todesstrafe sprechen. "Somewhere Down The Road" schließlich ist ein Song, der die Frage nach dem "Warum?" stellt und im Refrain einen etwas tröstlichen Abschluss bildet.

Death Row: Was haben die Teenager, die sich von dem Hochhaus stürzen, mit dem Thema "Todesstrafe" zu tun?

Gabi Uhl: Das ist ein Lied, das nur indirekt mit dem Thema zu tun hat. Ich finde es einfach auffällig, dass ein großer Teil der Menschen, die als Mörder in den Todeszellen sitzen, eine ähnliche Kindheit hatten wie die beiden Teenager in dem Lied. In beiden Fällen kommt als Resultat Gewalt zum Ausbruch - im Lied richtet sie sich gegen die Teenies selbst in Form von Suizid, bei Mördern richtet sie sich gegen andere Menschen. Das soll keine Entschuldigung für Gewalttaten sein! Aber die Gesellschaft darf hier nicht ihre Mitverantwortung ignorieren.

Death Row: Du singst auf deiner CD, aber es sind noch weitere Musiker beteiligt. Arbeitest du sonst auch mit denen zusammen?

Gabi Uhl: Bei der CD haben mich u.a. Werner Hucks (Gitarre), Johannes Malolepssy (E-Bass) und Wolfgang Zerbin (Piano, Keyboards, Programming) unterstützt, mit denen ich größtenteils schon bei früheren Produktionen zusammengearbeitet habe. Das sind echte Profis, und die Studio-Aufnahme war von daher auch diesmal wieder ein tolles Erlebnis. Wir treffen uns aber immer nur alle paar Jahre im Studio - live auf der Bühne bin ich auf mich allein gestellt.

Death Row: Apropos Bühne - hast du vor, die Songs von der neuen CD auch live zu Gehör zu bringen?

Gabi Uhl: Da gibt es noch keine festen Pläne, aber ich möchte die Lieder sehr gern auch live singen. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr gut in Veranstaltungen zum Thema "Todesstrafe" zu integrieren ist, eventuell auch im Multimedia-Bereich, d.h. mit Unterstützung von Bildern u.ä. Für Anfragen diesbezüglich bin ich auf jeden Fall offen. Die Live-Premiere jedenfalls wird wohl die Mitgliederversammlung von ALIVE werden...

Death Row: Gibt es sonst Möglichkeiten, in die Lieder mal reinzuhören? Und wie kann man die CD bekommen?

Gabi Uhl: In meiner Website (www.todesstrafe-texas.de) gibt es Hörbeispiele zu allen Liedern. Dort kann man die CD auch per E-Mail bestellen. Oder im ALIVE-Shop. Oder unter meiner Adresse...

Death Row: Womit wir dann zu der Frage der Kosten kämen - wie hast du das Projekt überhaupt finanziert?

Gabi Uhl: Da man mit einer so speziellen Thematik keine große Karriere machen kann, habe ich nicht nach Geldgebern gesucht, sondern das Projekt selbst finanziert. Das hat natürlich den Vorteil, dass ich alle Entscheidungen selbst treffen kann und mir nicht von irgendjemandem etwas vorschreiben lassen muss, welche Lieder ich wie zu singen habe o.ä. Es geht mir auch nicht darum, dass das Geld mit dem Verkauf der CDs wieder reinkommt - das ist ohnehin eher unwahrscheinlich. Immerhin haben sich die Musiker und Michael Kusterer vom schokoPro-Studio in Wiesbaden sehr entgegenkommend gezeigt, weil sie das Projekt einfach für unterstützenswert hielten, wofür ich sehr dankbar bin.

Death Row: Wieviel kostet die fertige CD nun, wenn man sie bei dir bestellen möchte?

Gabi Uhl: Die CD kostet 10 € plus Versandkosten (2 € innerhalb Deutschlands). Die Hälfte des Verkaufspreises, also 5 € von jeder CD, geht an ALIVE - Koalition gegen die Todesstrafe e.V.

Death Row: Danke für das Gespräch!

Gabi

Gabi Uhl

www.todesstrafe-texas.de

gabi20uhl@aol.com

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Quelle: Zeitung "Death Row" - Ausgabe 1/2003

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