Von der Initiative gegen die Todesstrafe e.V. herausgegeben - für nähere Angaben auf die Abbildung des Covers klicken!

Buch der "Initiative gegen die Todesstrafe e.V."

Empfehlungen deutschsprachiger Bücher zu Todesstrafe

Hier zunächst Werke, die sich mit der Todesstrafe speziell in Texas beschäftigen:

Carroll Pickett: Die letzten Stunden"Die letzten Stunden" ist der Titel der 2004 erschienenen deutschen Übersetzung der Autobiographie von Pastor Carroll Pickett - "Berichte aus der Todeszelle" lautet der Untertitel. Pickett war 15 Jahre lang Gefängnispfarrer der "Walls Unit" in Huntsville, Texas, und begleitete in dieser Zeit fast einhundert Häftlinge in ihren letzten Stunden bis zu ihrer Hinrichtung. Pickett, heute erklärter Gegner der Todesstrafe, berichtet in seinem Buch nicht nur aus seinem bewegten Leben, sondern erlaubt dem Leser einen Blick mitten in das Herz der in USA und Texas immer noch ultimativen Todesstrafe.

Leseprobe: ... Und dann wäre da noch der psychologische Schlussstrich, den die Hinrichtung den Angehörigen bringen soll. Wenn ich an so einem finsteren Morgen unmittelbar nach einer Hinrichtung mit Hinterbliebenen von Verbrechensopfern - Ehegatten, Müttern, Vätern und Kindern - sprach, waren so gut wie alle einig, dass die so lang erhoffte Erleichterung ausgeblieben war. Ein Tod, so schrecklich und sinnlos er auch gewesen ist, lässt sich nicht durch einen weiteren Tod auslöschen, so schnell und human er auch sein mag. Eine junge Frau drückte das nach der Hinrichtung des Mörders ihrer Mutter folgendermaßen aus: "Es ändert ja wohl nichts an den Tatsachen, oder? Es bringt sie uns nicht zurück. Ihre Enkelkinder werden sie trotzdem nie sehen." Wir schaffen mit der Todesstrafe, und das ist meine feste Überzeugung, nur eine weitere Gruppe von Opfern. Indem wir einen Menschen töten, fügen wir einer weiteren Familie schlimmen Schaden zu. Ich möchte wirklich nicht als einer dastehen, der naiv das Böse in Menschen zu entschuldigen versucht, die zweifelsohne Strafe verdienen, aber ich weiß, dass auch sie Angehörige haben, deren Kummer nicht weniger schmerzlich ist als der der Familien ihrer Opfer. Ich habe tränenreiche Besuche im "Todeshaus" erlebt, Besuche von Menschen, die wussten, dass sie ihren Lieben - den Ehemann, den Vater, den Bruder, den Sohn - zum letzten Mal lebend sehen. Ich habe Gefängniswärter ihre Uniformen abgeben und Anstaltsleiter ihren Job an den Nagel hängen sehen; ich habe erlebt, dass Kollegen in eine Depression versanken, die es ihnen unmöglich machte, weiter ihrer Berufung als Seelsorger nachzugehen. Auch sie sind Opfer einer Justiz, die nicht nur auf dem Recht besteht, einem Menschen das Leben zu nehmen, sondern sogar eine Pflicht darin sieht. So gehöre ich zur wachsenden Zahl derer, die die Zeit für gekommen halten, dass Gesetzgeber wie Gesetzeshüter - immerhin beide Mitglieder der besten Gesellschaft der Welt - zu der zivilisierten Einsicht kommen, dass uns dieser grausame Racheakt, ungeachtet der juristischen Terminologie, mit der wir ihn zu verbrämen versuchen, nicht nur nichts bringt, sondern auch unter unserer Würde ist. ...

Beurteilung: SEHR EMPFEHLENSWERT! - Europa-Verlag 19,90 Euro  - ISBN 3-203-81023-9

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Margret Sprecher: Leben und Sterben im TodestraktDa ist das im Herbst 1999 erschienene Buch "Leben und Sterben im Todestrakt" der Schweizerin Margrit Sprecher. Die Autorin zeigt viele wesentliche und grundlegende Aspekte zur Todesstrafe in den USA am Beispiel von Texas in etlichen konkreten Einzelschicksalen oder Begebenheiten auf. Der Alltag im Todestrakt und in der Stadt Huntsville mit ihren Hinrichtungen ist ebenso Thema, wie Politik und Rassismus als Hintergründe bei Todesurteilen, die Unvollkommenheit des Justizsystems, dem immer wieder Unschuldige zum Opfer fallen, und die öffentliche Meinung. Das Buch beschäftigt sich auch mit den Angehörigen und beleuchtet kritisch Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und deren Hintergründe.

Leseprobe: ... Rosie Leupp schreibt seit zehn Jahren nach Huntsville. Damals rochen die Briefe, selbst nach dem langen Weg über den Atlantik, noch nach Rauch, wenn sie in der Schweiz ankamen; heute ist der Todestrakt nikotinfrei. Sie ist keine der Frauen, die, wie sie sagt, "vor Mitleid zerfließen und die Männer wie Schwerkranke behandeln". Im Gegenteil, sie findet recht harsche Worte, wenn sie glaubt, "ein Schlitzohr" wolle sie hereinlegen oder nutze ihre Großzügigkeit zu sehr aus. Wird einer ihrer acht Briefpartner hingerichtet, füllt sie die Lücke mit dem nächsten. ... Die meisten Schweizerinnen dagegen - es sind an die 300 - wenden sich nur an einen einzigen Mann. Sie schreiben aus den verschiedensten Gründen. Die Abteilungsleiterin aus Basel schätzt die Dramatik, die plötzlich in ihr abgefedertes, voraussehbares Leben kommt; die Hausfrau aus Schaffhausen ist gebannt vom düsteren Glanz, der sich plötzlich über ihren Alltag legt. Wie angenehm verblassen doch die eigenen Sorgen neben so viel Schicksal. Und wie aufregend, wenn zwischen Telefonrechnungen, Supermarkt-Sonderangeboten und Friseurquittungen ein Umschlag aus Huntsville liegt. Besonders, wenn der Absender, sich der Gruselwirkung wohl bewusst, "Death Row", Todestrakt, auf den Umschlag schreibt. ... Fast alle Männer verschweigen anfangs die Tat, die sie in den Todestrakt brachte. Zu groß die Angst, die Briefpartnerin könnte erschrecken und gleich wieder abspringen. Rosie Leupp ist es egal, was ihre Freunde getan oder nicht getan haben. "Nur ehrlich müssen sie sein." Das fällt vielen schwer. Denn die Stunden sind lang in der Zelle, und viele nutzen sie, um eine Vergangenheit zu basteln, die besser zum Bild passt, das sie von sich selbst haben. Auch findet, wer behauptet, unschuldig zu sein, eher eine mitfühlende Seele. ... Aber nicht immer schwindeln sie aus Kalkül. Oft ist es pure Notwendigkeit, um seelisch zu überleben. Zu unerträglich, unter der eigenen Haut ein Wesen zu wissen, das fähig war, eine Frau in der Badewanne zu ertränken oder ein Kind zu vergewaltigen. Zu qualvoll, mit diesen Bildern eingesperrt, in einer zwei auf drei Meter großen Zelle jahrelang auf seine Hinrichtung zu warten. Dann kann es geschehen, dass einer regelrecht um seine Hinrichtung bettelt...

Beurteilung: SEHR EMPFEHLENSWERT! - Heyne-Taschenbuch 8,95 EURO - ISBN 3-453-18847-0 (Die Abbildung oben zeigt die ursprüngliche Originalausgabe.)

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Rahel-Maria Salo: Dead Man LivingDie Psychologie-Studentin Rahel-Maria Salo hat 1998 unter dem Titel "Dead Man Living" Briefe ihres Freundes Jeff Doughtie, der seit 1993 im Todestrakt von Texas auf seine Hinrichtung wartet, veröffentlicht. Jeff hat zwei Morde begangen im Zusammenhang mit Raub bzw. Einbruch, um seine Drogensucht zu finanzieren, nachdem ihm eine Drogenklinik die Hilfe verweigert hatte. In diesem Buch lernt der Leser einen Menschen kennen - kein Monster -, seine Gefühle und Gedanken und das Leben in der Todeszelle.

Leseprobe: ... Jetzt weißt du alles Schlechte über mich. Das Kuriose ist, Rahel, dass ich wirklich kein böser Mensch bin. Ich liebe die Menschen, und ich liebe das Leben. Das Lächeln eines Kindes, die Berührung eines lieben Menschen. Und niemals mehr werde ich beides erfahren. Auf eine bestimmte Art und Weise ist mein Leben schon vorbei. Ach ja, wir haben jetzt einen neuen Gouverneur. George W. Bush ist es. Er ist der Sohn des ehemaligen Präsidenten George Bush. Er hat versprochen, die Revisionsmöglichkeiten der Todeskandidaten einzuschränken, den Prozess der Exekution zu beschleunigen und das Alter auf 14 Jahre zu senken. Also kann einem Kind der Prozess wie einem Erwachsenen gemacht werden. Das senkt die Lebenserwartung der Todeskandidaten sehr. Tatsache ist, dass zwei Leute, die genau unter mir wohnen, am Tag seines Amtsantritts hingerichtet werden sollen! Ich denke, dass das mehr als ein Zufall ist. Hier ist die Todesstrafe ein großes politisches Mittel. Sie benutzen es, um gewählt zu werden...

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - GTB Taschenbuch 19,80 DM - ISBN 3-579-01137-5

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Claudia von Trotha: Nur ein anderer Tag und ein anderer Tod...Claudia von Trotha veröffentlichte bereits 1997 die Briefe von zwei Todeskandidaten in Texas in ihrem Buch "Nur ein anderer Tag und ein anderer Tod...". Darüber hinaus enthält das Buch mehrere Reportagen über die Besuche der Autorin bzw. Herausgeberin im Todestrakt von Huntsville, Texas.

Leseprobe: ... Ich habe es satt, und das Leben erscheint mir wertlos. Nein, ich arbeite nicht im Arbeitsprogramm. Es interessiert mich nicht, und wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch gar nicht, ob es mich wieder einmal interessieren wird. So geht es mir im Moment. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Es ist mir egal, was passiert oder nicht passiert. Ich nehme an, es gibt nichts Neues in meinem Fall, denn weder habe ich mit meinem Rechtsanwalt gesprochen, noch habe ich von ihm gehört. Aber auch das macht mir nichts mehr aus. Ich denke nicht über meine Stimmungen nach, denn da gibt es nicht viel nachzudenken. Was auch immer geschehen mag, es wird geschehen, egal, was ich denke. Auch wenn es so scheint, als hätte sich meine Lage verändert, so ist das eine Illusion. Nichts hat sich im geringsten verändert. Gerade jetzt bin ich vom Arbeitsprogramm entfernt worden und im Death Row Segregation Block aus folgendem Grund: ... Ein Gefangener wurde am Kopf verletzt, und aufgrund der Tatsache, dass die Gefängnisverwltung keine Antwort darauf findet, die sie glücklich macht, hat sie beschlossen, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe. Auf jeden Fall entfernte man mich aus dem Arbeitsprogramm. Das ist der Grund, den sie angeben, aber ich weiß, dass dies nur ein Vorwand ist. Mit mir wurden noch drei andere aus meiner Gruppe entfernt...

Beurteilung: IN ORDNUNG! - IKO-Verlag 29,80 DM - ISBN 3-88939-354-3

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Hier noch ein paar Werke, die sich nicht speziell auf die Todesstrafe in Texas beziehen:

Frank Müller: Streitfall TodesstrafeDer Journalist und Autor Frank Müller schrieb 1998 mit "Streitfall Todesstrafe" ein sehr gutes Sachbuch zu diesem Thema, das alle wesentlichen Aspekte diskutiert und selbst jemandem, dem das Thema nicht mehr völlig neu ist, noch interessante und u.U. neue Gesichtspunkte liefern kann. Das Buch ist nicht übermäßig schwer zu lesen, aber inhaltlich auf wohltuende Art anspruchsvoll. Die Grausamkeit der Todesstrafe wird anhand ihrer verschiedenen Methoden aufgezeigt; die Argumente werden im einzelnen diskutiert. Im Blick sind nicht nur die USA, sondern ebenso auch andere Länder oder die deutsche Vergangenheit in Form einer Bundestagsdebatte von 1950 um die Wiedereinführung der Todesstrafe in Deutschland. Im Anhang schließlich sind verschiedene offizielle Dokumente, wie z.B. die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, abgedruckt. - In einer Hinsicht hat das Buch übrigens doch konkret mit Texas zu tun: Das Titelbild zeigt den Besucherraum des ehemaligen Todestrakts von Huntsville.

Leseprobe:  ... Einerseits wird versucht, die Berührung mit dem Verbrecher zu vermeiden. Isoliert sitzt er auf der Anklagebank. Die Wahrung der Formen und Gerichtszeremonien hat Vorrang vor einer wirklichen Beziehung zu einem Verbrecher, die es doch eigentlich erst ermöglichen würde, die Tat vollständig aufzuklären. Auf der anderen Seite verlangen die Menschen danach, dass Verbrechen ihrer Phantasie vorgeführt werden. Der Erfolg von Kriminalromanen und Filmen spricht deutlich von diesem Wunsch, einen Ersatz für die wirkliche Begegnung mit dem Verbrechen zu haben. Doch erklärt dies nicht die Übersteigerung, die dem Verbrecher in der Phantasie widerfährt. Er ist selten der vollkommene Vertreter des Bösen oder ein außergewöhnlicher Mensch. In der Regel handelt es sich nur um gescheiterte Existenzen. Wie wenig aber findet diese erbärmliche Figur Einzug in unsere kriminalistischen Phantasien. Sie wäre realistischer und würde uns ein viel genaueres Bild von der Wirklichkeit geben. Sie würde uns aber auch ein Mehr an Mitverantwortung für jedes begangene Verbrechen offenbaren. Jede Gesellschaft hat die Verbrecher, die sie verdient. Die gesellschaftlichen Verhältnisse prägen den Menschen wesentlich. Es ist also keineswegs unangemessen, aus diesem Grund von einer gewissen Mitschuld aller an einem Verbrechen zu sprechen. Diese Mitschuld ist selbstverständlich vielfältigster Natur und lässt sich nicht exakt bestimmen, auch ist sie mit Sicherheit in der Regel verhältnismäßig klein, aber durch ihr Vorhandensein immer noch groß genug, um ein Argument gegen die Todesstrafe zu bilden. ... Das unwirkliche Bild eines Verbrechers in der Phantasie der Gesellschaft entsteht aber nicht nur aus der Weigerung heraus, eine Mitschuld anzuerkennen, sondern sie entsteht auch durch eine Übertragung der eigenen Triebwelt auf den anderen. ... Der Graben zwischen den einzelnen Mitgleidern der Gesellschaft und den Verbrechern ist vollzogen. Auf der einen Seite sind da die sozialen Mitglieder, die sich ihres eigenen "Verbrecher-Potentials" nicht mehr bewusst sind, und auf der anderen Seite die asozial Ausgegliederten... Hier liegt sogar ein Nutzen des Verbrechertums für die Gesellschaft verborgen. Die asozialen Elemente tragen dazu bei, dass der Rest innerlich zusammenhält. Ein großer Teil der aggressiven Energien innerhalb der Gesellschaft kann so nach außen auf die Gruppe der Asozialen gelenkt werden. Die asozialen Gewaltverbrecher sind aber durch die Phantasie so übersteigert worden, dass niemand sich darin erkennt. ... Der eigene "unmenschliche" Anteil in einem selbst existiert nicht. Man ist Mensch und keine Bestie. Es ist also nicht unbedingt nur ein Vorteil, würden tatsächlich alle Verbrechen auf dieser Welt verschwinden. Dass dies so schnell nicht passieren wird, beweisen wir uns täglich damit, dass mehr daran gearbeitet wird, wie Täter zu bestrafen sind, als damit, die Ursachen für den größten Teil der Verbrechen zu beseitigen. ...

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - Patmos-Verlag 39,80 DM - ISBN 3-491-72380-9

*LEIDER INZWISCHEN VERGRIFFEN* (Mitunter im Antiquariat zu finden - Näheres s.u. - oder gebraucht bei amazon.de.)

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Helma Felzer: Elaines EntscheidungHelma Felzer schaute bereits auf langjährige Kontakte zu Männern und Frauen in den Todestrakten zurück, als sie 1998 ihr Buch "Elaines Entscheidung" veröffentlichte. Es ist sicher von daher etwas Besonderes, weil es sich weder um Sachbuch noch Dokumentation handelt, sondern um rund ein Dutzend Kurzgeschichten zur Todesstrafe in den USA. Die Autorin entschied sich zum einen für diese fiktive Form, um nicht einige Personen anderen vorzuziehen, zum anderen, um die verschiedenen Aspekte noch besser ausleuchten zu können - was ihr auf eindrucksvolle Weise gelingt. Obwohl es sich um erfundene Geschichten handelt, sind sie der Wirklichkeit näher, als der unbedarfte Leser vielleicht glauben möchte. Das Buch liest sich sehr gut und enthält ein Nachwort einer Vertreterin von amnesty international zu den tatsächlichen Fakten. Ein Bezug zu Texas ist auch hier vorhanden, da wenigstens zwei der Geschichten ausdrücklich in Huntsville spielen.

Leseprobe: ... Seit zehn Jahren war Dad im Todestrakt. Als Maria ihn die ersten Male besuchte, war sie eine Sechsjährige, die versuchte, ihren Dad zu umarmen, die Wangen an seine zu pressen. Kalt hatte die dicke, drahtbezogene Scheibe im Besuchsraum ihre Berührung abgewiesen. ... Die Scheibe verfolgte Maria in ihren Träumen, ein menschenverschlingender Höllenhund, in dessen durchsichtigem Bauch die Gefangenen mit verzerrten Gesichtern und ausgestrecketen Armen verzweifelt nach Hilfe schrien. Die Schreie, die am glatten Glasbauch des Ungeheuers abprallten, drangen niemals nach außen. ... Wenn sie nur eine Freundin hätte, mit der sie ihre Angst teilen könnte! Unwillkürlich fiel ihr Veronica ein. Sie war fünfzehn, wie Maria. Die beiden waren sich nie begegnet, aber Maria hatte Veronica oft im Fernsehen gesehen. ... Einmal hatte ein populärer Talkmaster, der für seine Unverfrorenheit berühmt war, Veronica aus der Reserve gehetzt. Mit fieberrotem, wutverzerrtem Gesicht hatte sie geschrien: "Was ich den Männern gegenüber fühle, die Dad getötet haben? Gott hat den einen sofort gestraft. Ich will den anderen sterben sehen!" Marias Magen verkrampfte sich bei der Erinnerung an die Szene. ... Wie ein flüchtendes Rudel Rehe stürmten die Gedanken durch Marias Bewusstsein. Erinnerungen rasten hinterher. Sie hörte wieder Veronicas Mutter, die vom Podium aus ins Mikrophon schrie: "Dieser Mann ist ein Dämon! Seht euch seine blutrünstigen schwarzen Augen an!" ... Bei ihrem nächsten Besuch hatte Maria Dads Gesicht hinter der Glasscheibe gründlich erforscht. Sie hatte weder ein teuflisches Glänzen noch Blutdurst darin finden können, nur Müdigkeit und manchmal einen Anflug von Lächeln, wenn sie ihm von ihren guten Schulnoten erzählte. Sich Dad vorzustellen, wie er Veronicas Vater tötete, war Marias Alptraum. ... Wieder kreisten Marias Gedanken um Veronica. Veronica mit ihrem blassen, verschlossenen Gesicht und ihrer Mutter, die sie zu Veranstaltungen und Fernsehshows schleppte, um öffentlich Sühne für den Mord an Veronicas Vater zu fordern. Veronica, ein Mädchen wie Maria, allein und ohne Freunde. Veronica, die Dad sterben sehen will. Warum willst du mir weh tun, Veronica? Wird mein Schmerz dir Ruhe bringen? Warum willst du, dass ich Dad für immer verliere? Dass ich hier sitze und seine letzten Minuten zähle? Maria schaut zur Küchenuhr. Zwei Minuten nach Mitternacht. Sie haben Dad getötet. ...

Beurteilung: SEHR EMPFEHLENSWERT! - Atlantik-Verlag 12,80 EURO - ISBN 3-926529-25-3

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Helen Prejean: Dead Man Walking"Dead Man Walking" aus dem Jahr 1996 ist das autobiographische Werk der amerikanischen Ordensschwester Helen Prejean und Grundlage des  berühmten gleichnamigen Films, der das Thema in seinen unterschiedlichen Facetten so hervorragend einfängt, dass man ihn einfach gesehen haben muss, wenn man sich für Todesstrafe interessiert. Die Autorin berichtet über Pat Sonnier und Robert Willie, die ersten beiden Todeskandidaten, die sie in den 80er Jahren bis zur Hinrichtung begleitet hat. Der Film hält sich sehr eng an die Autobiographie, hat lediglich aus Sonnier und Willie eine Person gemacht und - wohl zur Aktualisierung - den elektrischen Stuhl durch die Giftspritze ersetzt. Mir persönlich ging der Film deutlich stärker "unter die Haut" als das Buch, dafür enthält das Buch zwischendurch aber auch immer wieder wichtiges informatives faktisches Material.

Leseprobe: ... Ich dachte an die laufende Debatte, die ich mit den "Kirchen"-Leuten über die Todesstrafe führte. Für gewöhnlich waren diese Diskussionen mit "Beweistexten" aus der Bibel durchsetzt, ohne dass der kulturelle oder literarische Zusammenhang, aus dem die Passage stammte, berücksichtigt wurde. (Will D. Campbell, ein Baptistenprediger und Autor aus dem Süden, nannte diese Verwendung von Zitaten den "biblischen Sturmangriff".) Es ist an sich überdeutlich klar, dass die Bibel Mord als ein Verbrechen bewertet, für das Tod die angemessene Strafe ist, und man hat wirklich arge Mühe, einen biblischen "Beweistext" im Alten oder Neuen Testament zu finden, der das unmissverständlich ablehnt. ... Aber wir müssen dabei auch bedenken, dass die Gesetze Moses in einer halbnomadischen Kultur verordnet wurden, die ihre zerbrechliche Gesellschaft schützen musste - ohne die Hilfe von Gefängnissen oder anderen Institutionen -, und daher eine schnelle, wirkungsvolle Bestrafung von Verbrechern gefordert war. Und wir sollten auch die vielen anderen Verbrechen erwähnen, auf die in der Bibel die Todesstrafe als Bestrafung steht: Missachtung der Eltern, unerlaubtes Betreten von geweihtem Boden, Zauberei, Sodomie, Opfern an fremde Götter, Entheiligung des Sabbat, Ehebruch, Inzest, Homosexualität, Prostitution. Und das ist noch nicht einmal die vollständige Liste. Aber niemand mit gesundem Menschenverstand würde auch nur daran denken, diesen Moralkodex heute noch anzuwenden, und es ist seltsam, dass diejenigen, die sich so rasch auf das "Auge um Auge, Leben um Leben" beziehen, die anderen Passagen, in denen ebenfalls von der Todesstrafe gesprochen wird, sofort zurückweisen und erklären, dass die moderne Gesellschaft sich in den über dreitausend Jahren seit der biblischen Zeit weiterentwickelt hätte und solche übertriebenen und archaischen Strafen nicht mehr für angemessen hielte. Die Feinheiten haben sich in dem "biblischen Sturmangriff" natürlich verloren, und ich bemerke an mir selbst mehr und mehr, dass ich mich von solchen Diskussionen fernhalte. Ich versuche auszudrücken, was ich persönlich von Jesus und dem ethischen Vertrauen, das er den Menschen entgegenbrachte, glaube: ein Antrieb zum Mitleid, das Entwaffnen von Feinden und die Solidarität mit armen und leidenden Menschen. ...

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - Goldmann-Taschenbuch (Sonderausgabe) 5,00 EURO - ISBN 3-442-55265-6

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Die englischsprachige Originalfassung ist noch erhältlich.

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Debbie Morris & Gregg Lewis: Ich war ein Opfer des Dead Man WalkingDebbie Morris, die zusammen mit Gregg Lewis 1999 das Buch "Ich war ein Opfer des Dead Man Walking" veröffentlichte, wurde als 16-jährige von eben dem Robert Willie vergewaltigt, ihr damaliger Freund fast zu Tode geprügelt, den Schwester Helen Prejean bis zu seiner Hinrichtung begleitet hat. Debbie Morris schreibt aus der Perspektive des Opfers, was das Buch gerade für Todesstrafe-Gegner, denen so gern vorgeworfen wird, die Opfer zu vergessen, besonders lesenswert macht. Deutlich wird, dass der Autorin die Hinrichtung des Täters keinen wirklichen Frieden gebracht hat; interessant ist die Schilderung ihrer Begegnung mit Helen Prejean. Es handelt sich um ein sehr bewegendes und beeindruckendes Buch, das - obwohl in einem christlichen Buchverlag erschienen - keine auf unangenehme Weise aufdringliche religiöse Seite besitzt. Dass Debbie Morris zum Schluss zum Ausdruck bringt, dass sie nicht weiß, ob Todesstrafe richtig ist oder nicht, macht das Buch vor ihrem speziellen Hintergrund vielleicht glaubhafter als ein deutliches Nein zur Todesstrafe.

Leseprobe: ... Eines Abends im Frühsommer 1995 rief Dionne wieder bei mir an und sagte: "Setz dich lieber hin, Debbie." Dann erzählte sie, dass sie in einer lokalen Nachrichtensendung eines Fernsehsenders in New Orleans gesehen hatte, dass ein Film gedreht wurde, der auf dem Buch von Schwester Helen Prejean basierte. "Mach keine Witze! Wann kommt er raus? Wer spielt mit?" - "Ich weiß es nicht", erwiderte Dionne. "Ich habe erst richtig aufgepasst, als ich den Titel 'Dead Man Walking' gehört habe." Vielleicht löst sich die Sache ja in Wohlgefallen auf, sagte ich mir. Das Buch ist ja nicht gerade ein großer Renner gewesen. Ein paar Tage später rief Dionne wieder abends an. Sie hatte die Sendung "Entertainment Tonight" gesehen und mehr über den Film erfahren: "Tim Robbins führt Regie. Und rate mal, wer die Hauptrollen spielt." - "Wer?" - "Susan Sarandon und ... du wirst es nicht glauben ... Sean Penn." - "Sean Penn?" Als ich das hörte, musste ich mich wirklich setzen. "Um es mit deinen Worten zu sagen, Debbie: 'Ist das unglaublich oder was?'" Ja, das ist wirklich unglaublich. Vor Jahren, als Sean Penn noch der heißblütige junge Schauspieler gewesen war, der für Schlagzeilen sorgte, indem er Paparazzi verprügelte und Madonna heiratete, hatte ich den Werbespot für einen seiner Filme gesehen. In dem Film hatte er einen schmuddeligen Typen gespielt, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Robert Willie gehabt hatte. Das war damals so erschreckend und unheimlich für mich gewesen, dass ich beschlossen hatte, nicht in den Film zu gehen. Jedes Mal, wenn ich dann später einmal Sean Penn in einer Zeitschrift oder einem Filmausschnitt wieder sah, sagte ich zu verschiedenen Familienmitgliedern: "Wenn meine Geschichte jemals verfilmt werden sollte, dann müsste Sean Penn Robert Willie spielen." ... Eines Abends kam Dionne in unsere Wohnung herüber, um Conner und mir Gesellschaft zu leisten. "Wirst du dir den Film ansehen?", wollte sie wissen. "Ich weiß noch nicht", antwortete ich. "Aber irgendwie wünschte ich, ich könnte mit Schwester Prejean sprechen." - "Warum rufst du sie dann nicht an!", fragte Dionne. "Das kann ich doch nicht machen!" - "Warum denn nicht?", fragte meine Schwester nach. "Also ... zum einen kenne ich ja ihre Telefonnummer gar nicht..." - "Ruf die Auskunft an. Komm, ich mach das für dich." Dionne ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und fing an zu wählen. Sie sprach mit der Auskunft und kritzelte schnell eine Nummer hin. Als sie aufgelegt hatte, brachte sie mir das Telefon und den Zettel mit der Nummer. "Jetzt kannst du sie anrufen." Bevor ich Zeit hatte, mir darüber noch weiter Gedanken zu machen, tat ich genau das. Ich hörte das Rufzeichen und dann eine Frauenstimme. "Schwester Prejean, sind Sie das?", fragte ich. "Ja." - "Hier ist Debbie Morris. Wahrscheinlich kennen Sie meinen Namen nicht, aber vielleicht erinnnern Sie sich an 'die Sechszehnjährige aus Madisonville'." Es folgte ein Schweigen, das ewig zu dauern schien, bis sie schließlich reagierte: "Debbie? Gott sei Dank, dass Sie am Leben sind!" In diesem einen Satz konnte ich Erstaunen und Schock erkennen, Unsicherheit und Ungläubigkeit. Aber da war auch noch etwas anderes. Der Klang ihrer Stimme und die Art, wie sie meinen Namen sagte, vermittelten mir ihr Mitgefühl. Sofort spürte ich ihre echte Liebe zum Leben und zu den Menschen. Auch zu mir. ...

Beurteilung: SEHR EMPFEHLENSWERT! - Verlag Schulte & Gerth - ISBN 3-89437-569-8

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Die englischsprachige Originalfassung ist noch erhältlich.

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Jürgen Martschukat: Geschichte der Todesstrafe in NordamerikaJürgen Martschukat, Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg, hat 2002 das Buch "Die Geschichte der Todesstrafe in Nordamerika" veröffentlicht. Der Autor beleuchtet dabei den Zeitraum von der Kolonialzeit des 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und ermöglicht mit seinem etwa 200 Seiten umfassenden Taschenbuch einen guten Überblick, wobei das 20. Jahrhundert den größten Raum einnimmt. Interessant ist die Erfahrung, dass Bestrebungen zur Abschaffung der Todesstrafe beileibe nicht neu sind, sondern solche Versuche und Initiativen die Geschichte Amerikas von Beginn an durchziehen. Das Buch gehört nicht in die populärwissenschaftliche Ecke, sondern macht einen ausgesprochen professionellen Eindruck, ist aber dennoch nicht besonders schwer zu lesen.

Leseprobe: ... (Der elektrische Stuhl) Die technischen Fertigkeiten der zivilisierten Menschheit ermöglichten einen augenscheinlich gewalt- und schmerzfreien, beinahe entkörperlichten Tod. Schon bald hieß es, mit Hilfe eines Generators würde sich gewiss auch der Vollzug der Todesstrafe perfektionieren lassen. Mit einer solchen maschinellen Exekution meinte man, die menschliche Zivilisation auf eine neue Stufe zu heben. ... Der Kommissionsbericht beschrieb den "schmerzlosen und sofortigen Tod" als Synonym für Zivilisation, Fortschritt und moderne Wissenschaftlichkeit, und dies wurde in den folgenden Jahren auch in nahezu jeder Stellungnahme zur Todesstrafe beschworen. Alle Hinrichtungsarten, und insbesondere der Galgen, schienen untragbar, weil sie entweder langsam töteten oder blutende Wunden und Verstümmelungen hervorriefen. Vom technisierten Töten mit Elektrizität hieß es im Gegensatz dazu, es habe das Charakteristikum der Grausamkeit und Barbarei, das allen "primitiven Formen der Todesstrafe" eigne, endlich abgelegt. Wissenschaftler hoben hervor, der Strom sei so schnell, dass die menschlichen Nervenbahnen gar keine Zeit hätten, den schmerzhaften Impuls in das Wahrnehmungszentrum des Körpers zu transportieren.  Der Glaube der Experten an die Kraft des Generators war unantastbar. Die etablierten Kreise New Yorks reagierten geradezu enthusiastisch auf den Bericht. Von der Todesstrafe als anästhetischem Gnadenakt schwärmte die "New York Times", von "Sterbehilfe durch Elektrizität; (...) sicher, sanft und schmerzlos". Mit dem entsprechenden Gesetz vom Juni 1888, so hieß es, würde sich der Staat New York als Speerspitze der Zivilisation in den Annalen der Menschheit verewigen. ... Ein knappes Jahr später stand mit dem 28-jährigen William Kemmler aus Buffalo das erste menschliche Opfer bereit. Kemmler hatte seiner Lebensgefährtin Tillie Ziegler im Rausch den Schädel eingeschlagen. Das Todesurteil vom 14. Mai 1889 löste eine Art kollektiver Aufbruchsstimmung aus. ... Schließlich versammelten sich in der Nacht zum 6. August 1890 zahlreiche medizinische und technische Experten im Gefängnis von Auburn, um William Kemmler sterben zu sehen. Vor den Toren des Staatsgefängnisses war eine große Menschenmenge zusammengeströmt, um dem wortwörtlich beschworenen "Höhepunkt" der Geschichte so nahe wie möglich zu sein. Kaum jemand bezweifelte, dass die bevorstehende Nacht den Siegeszug des elektrischen Tötens einleiten würde. ... Umso schockierender waren die Schlagzeilen am Morgen nach der Hinrichtung: "Weit schlimmer als der Galgen: Kemmlers Tod ein Grauen erregendes Spektakel", titelte zum Beispiel die "New York Times". Horror, Ekel, Leid und Schande für die zivilisierte Welt waren die Worte, die die ersten Absätze des Artikels über die Hinrichtung dominierten. ...

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - Verlag C.H.Beck (beck'sche reihe) 12,90 EURO - ISBN 3-406-47611-2

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Zur Aktualität der TodesstrafeChristian Boulanger, Vera Heyes und Philip Hanfling sind die Herausgeber des Buches "Zur Aktualität der Todesstrafe", das 2002 neu bearbeitet und erweitert in zweiter Auflage erschienen ist. Aus den "interdisziplinären Beiträgen gegen eine unmenschliche, grausame und erniedrigende Strafe", wie der Untertitel der Erstauflage von 1997 lautete, wurden "interdisziplinäre und globale Perspektiven", und der Umfang des Buches wuchs auf das Dreifache. Die Herausgeber haben Artikel einzelner Autoren zusammengestellt, die eine breite Palette an Aspekten rund um die Todesstrafe abdecken. Dabei handelt es sich um eine seltene Publikation, die nicht allein über die USA, sondern auch über andere Länder wie Japan, China, Russland, Südafrika  u.a. berichtet. Darüber hinaus werden z.B. philosophische, juristische, kulturelle, medizinische, geschichtliche Aspekte in den 18 Artikeln der Neuauflage beleuchtet. Ein sehr gutes und fundiertes, aber anspruchsvolles Werk, da es sich bei den Artikeln in ihrem Ursprung größtenteils um Vorträge handelt, die an Universitäten gehalten wurden. Wen die akademische Sprache nicht abschreckt, der findet hier eine einzigartige Sammlung fundierter Informationen und Hintergründe über die Todesstrafe.

Leseprobe: Hans-Jörg Albrecht - Die Todesstrafe in China... Die Todesstrafe kann für einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn eine sofortige Vollstreckung der Todesstrafe nicht als notwendig angesehen wird. Die Institution der "Todesstrafe auf Bewährung" ist aus internationaler Perspektive einmalig, entspricht jedoch historischen Entwicklungen und damit einer tief verwurzelten Tradition des chinesischen Strafrechts. ... Die gegenwärtige chinesische Todesstrafenpraxis enthüllt auch, dass die Todesstrafe in einem gewissen Umfang in Fällen angewendet wird, die nach internationalen Standards nicht in den Bereich der "schwersten Verbrechen" fallen. So wurden Straftäter zum Tode verurteilt und exekutiert, die wiederholte Diebstahlsdelikte, Autoaufbrüche, Korruptionsdelikte, Betrugsdelikte oder andere Wirtschaftsstraftaten begangen hatten. ... Darüber hinaus liegen Informationen vor, die dafür sprechen, dass die Todesstrafe sich auf die unteren Schichten der chinesischen Gesellschaft konzentriert; Straftäter, die zum Tode verurteilt und exekutiert werden, haben in aller Regel eine defizitäre Schul- und Ausbildung und sind ökonomisch und sozial marginalisiert. ...

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - Berlin Verlag Arno Spitz GmbH 35,00 EURO - ISBN 3-8305-0277-X

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Hans-Joachim Pieper: Klassiker der Philosophie zur TodesstrafeHans-Joachim Pieper ist der Herausgeber des 2003 erschienenen Buches "Hat er aber gemordet, so muss er sterben", in dem er Klassiker der Philosophie zum Thema Todesstrafe zitiert. Platon, Thomas von Aquin, Thomas Morus, John Locke, Rousseau, Cesare Beccaria, Voltaire, Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Hegel, Arthur Schopenhauer und Albert Camus kommen jeweils nach einer Einführung durch den Herausgeber zu Wort, Befürworter also ebenso wie Gegner der Todesstrafe. Empfehlenswert für denjenigen, der sich für die philosophische Argumentation hinsichtlich der Todesstrafe interessiert und anspruchsvolle Texte nicht scheut.

Aus dem Umschlagtext: "Hat er aber gemordet, so muss er sterben" - das Diktum Kants ist repräsentativ für die Haltung vieler Klassiker der Philosophie. Platon, Thomas von Aquin, Kant, Hegel und Schopenhauer: Sie alle haben sich für die Todesstrafe ausgesprochen. Ein Einwand gegen die Philosophie oder ein Einwand der Philosophie gegen das moderne europäische Strafrecht? Die vorliegende Sammlung präsentiert die wichtigsten philosophischen Stellungnahmen zur Todesstrafe. Es kommen Befürworter wie Gegner zu Wort. Dabei wird deutlich: Wer zur Todesstrafe eine begründete Position gewinnen will, muss fundamentale Aspekte in Betracht ziehen: das Problem der Willensfreiheit, das Verhältnis zwischen Bürger und Staat, den Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Recht sowie die Frage nach Sinn und Zweck des Strafens überhaupt.

Beurteilung: EMPFEHLENSWERT! - DenkMal-Verlag 19,90 EURO - ISBN 3-935404-11-5

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Weitere Bücher über konkrete Personen aus dem Todestrakt von Texas:

"Schlaf, Kindchen, schlaf..." von Don Davis (über Darlie Routier)

"Karla Faye Tucker - Himmel in der Todeszelle" von Linda Strom (über Karla Faye Tucker)

"Unschuldig" von Randall Adams (über Randall Dayle Adams)

"Zum Tode verurteilt, zum Leben verdammt" von Beverly Lowry (über Karla Faye Tucker)

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Diese Bücher sind - soweit lieferbar - über den normalen Buchhandel erhältlich und auch online über http://www.amazon.de oder http://www.bol.de. Nicht nur bei vergriffenen Büchern lohnt sich häufig ein Blick in antiquarische Angebote, z.B. bei http://www.zvab.com, nicht selten bietet amazon.de auch gebrauchte Exemplare von vergriffenen Büchern an - einfach mal versuchen! Mitunter hat man auch bei http://www.ebay.de Glück.

Und natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Bücher zum Thema Todesstrafe - einfach mal unter den entsprechenden Stichworten (Todesstrafe, Todestrakt, Todesurteil, Todeszelle, Hinrichtung, Exekution etc.) z.B. bei amazon.de suchen.

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"Death Row" war der Titel eines alle zwei Monate erscheinenden deutschsprachigen Magazins mit jeweils aktuellen Informationen zur Todesstrafe vor allem in den USA - sehr empfehlenswert! Die Herausgabe wurde Ende 2007 leider eingestellt.

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Speziell für die Bildungsarbeit habe ich diese Empfehlungen zusammengestellt:

Sehr gutes und jederzeit aktuelles Material gibt es in Form von pdf-Dateien zum Selber-Ausdrucken von der ai-Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe unter dem Link "Infos" - Themen u.a.:

• Zahlen und Fakten über die Todesstrafe

• Argumente Pro & Kontra Todesstrafe

• Todesstrafe gegen Minderjährige

• Todesstrafe in den USA

• Staaten mit und ohne Todesstrafe

• Filme und Literatur über die Todesstrafe

http://www.amnesty-todesstrafe.de

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Zusammenstellung wichtiger und grundlegender Informationen rund um das Thema Todesstrafe auf ca. 30 DinA4-Seiten, herausgegeben von ALIVE - Koalition gegen die Todesstrafe e.V.

Infomappe Todesstrafe (Hintergrundinformationen, aktueller Stand 2008)

erhältlich als geheftete Ausgabe für 6,00 € (plus Versandkosten)

Online-Bestellmöglichkeit: http://www.alive-shop.com (bei "Produktübersicht" unter "Publikationen")

Den Verein gibt es nicht mehr, daher auch nicht die Website und die Publikation.

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CD-ROM mit Info-Material für Referate, Facharbeiten etc. Auf der CD befinden sich ausführliche Listen und Karten, Berichte und Dokumente, Zitate und Informationen aus Büchern und Filmen und vieles mehr. Alle Informationen sind als pdf-, html-, jpg- oder gif-Dateien gespeichert. Zur Ansicht benötigt wird ein Internetbrowser (z.B. Internet Explorer oder Netscape) und der Acrobat Reader, der im Internet kostenlos erhältlich ist. (Nicht mehr wirklich auf dem neuesten Stand...)

Todesstrafe - Informationen für Schul- und Studienzwecke

erhältlich für 12,90 € als CD-ROM (auch als Sofort-Download für ganz Eilige und auch mit Update-Abo)

Online-Bestellmöglichkeit: http://www.todesstrafe.de/artikel/34/CD-ROM_TODESSTRAFE_-_Informationen_fuer_Schul-_und_Studienzwecke.html

Oder zum Download: http://www.todesstrafe.info

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Aktuelle Unterrichtsmaterialien für Sekundarstufe II (Arbeitsblätter, Folien, Beschreibung des möglichen Unterrichtsverlaufs), mit u.a. den Schwerpunkten Geschichte, Formen, Verbreitung, Rechtslage der Todesstrafe:

POLITIK betrifft uns, Ausgabe 4/2004 - "Wenn Staaten töten - Todesstrafe kontra Menschenrecht"

als Einzelausgabe erhältlich für 12,00 € (plus Versandkosten)

Online-Bestellmöglichkeit: http://www.buhv.de (unter "Schule" und "Sekundarstufe II") *LEIDER INZWISCHEN VERGRIFFEN*

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Eine Materialsammlung speziell für die Bildungsarbeit - Loseblattsammlung mit 25 direkt verwendbaren Arbeitsblättern - gab es beim Verlag "materialdienst.de". Leider hat der Verlag seine Arbeit zum Ende des Jahres 2004 eingestellt. Man könnte eventuell versuchen, noch ein Restexemplar zu bekommen, die Website ist jedenfalls noch online - hier die alten Kontaktdaten:

materialdienst.de - Todesstrafe 01

erhältlich als Loseblattsammlung oder CD-ROM (pdf-Dateien inkl. Acrobat Reader)

zum Preis von 7,60 € (inkl. Versand) [Loseblattsammlung im Ausverkaufspreis von 5 €]

Online-Bestellmöglichkeit: http://www.materialdienst.de

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Speziell für die Arbeit an beruflichen Schulen:

Horizonte Materialheft 10 - DEAD MAN WALKING - Sein letzter Gang - Schuld und Vergebung

erhältlich zum Preis von 4,50 € (plus Versandkosten)

Online-Bestellmöglichkeit: http://www.irp-freiburg.de (unter "Service", dann "Shop", dann "Berufliche Schulen")

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Amerikanische Bücher speziell zur Todesstrafe in Texas im englischsprachigen Teil dieser Website: HIER

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