Zwei ehemalige Häftlinge behaupten: Texas hat Unschuldige hingerichtet

Von R.G. RATCLIFFE

AUSTIN - Zwei ehemalige Insassen aus dem texanischen Todestrakt erzählten Montag einem Ausschuss des Abgeordnetenhauses - die Hände zitternd und mit erstickter Stimme -, der Bundesstaat hätte unschuldige Menschen hingerichtet.

Randall Dale Adams und Kerry Max Cook beschworen den Ausschuss für bundesstaatliche Angelegenheiten, ein 2-jähriges Moratorium für Hinrichtungen in Texas zu genehmigen, sodass das Strafjustizsystem des Bundesstaates einer eingehenden Prüfung unterzogen werden könne.

"Ich verstehe die Opfer", sagte Adams. "Ich verstehe die Verletzung und den Schmerz und die Schläge, die sie verdauen mussten, aber wir töten unschuldige Menschen."

Adams und Cook waren unter 24 Zeugen, die geladen waren, vor dem Ausschuss zugunsten eines Gesetzesvorschlags, der von Abg. Harold Dutton, Demokrat-Houston, eingebracht wurde, zu erscheinen. Der Vorschlag würde ein Moratorium für Hinrichtungen verfügen, während dessen Laufzeit eine Spezialkommission die Todesstrafe mit dem Ziel untersuchen würde, Mittel und Wege zu finden, die garantieren, dass keine Unschuldigen hingerichtet würden.

"Unser System funktioniert nicht. Wir sollten keine Menschen hinrichten, während wir das Problem studieren", sagte Dutton.

Adams verbrachte mehr als ein Dutzend Jahre im Gefängnis, nachdem er zu Unrecht für den Mord an einem Polizisten in Dallas verurteilt wurde. Er sagte, man hätte ihm einen 1-Monat-Schreibtischkalender gegeben, um die Tage zu seiner Hinrichtung herunterzuzählen - ein Schicksal, von dem ihn lediglich 12 Stunden trennten.

"Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen. Auf 6 Monate. Auf ein Jahr. Haltet einfach diesen Zug auf, der auf Schienen dahinrollt", sagte Adams. "Die Todesstrafe in Texas ist außer Kontrolle geraten."

Cook, der 22 Jahre im Todestrakt lebte, bevor er aus dem Gefängnis entlassen wurde, sagte, er hätte unschuldige Häftlinge wie Adams und Clarence Brandley aus dem Gefängnis gehen sehen. Cook, der seine eigene Unschuld beteuerte, stellte sich damals oft die Frage, ob er seine eigene Freiheit erlangen würde.

"Ich habe mich gefragt, ob ich das je erleben würde. Natürlich würde ich. Wir richten keine Unschuldigen in Texas hin", sagte Cook mit einer sich abdunkelnden Stimme. "Aber wir tun es."

Die Todesstrafe in Texas erregte im Vorjahr nationales Interesse wegen der erfolgreichen Präsidentschaftskampagne des damaligen Gouverneurs George W. Bush. Bush behauptete regelmässig, dass keine unschuldige Person in Texas hingerichtet wurde.

Die Frage erlangte zusätzliche Aktualität, als Gouverneur James Ryan aus Illinois in seinem Bundesstaat ein Moratorium verfügte, aus Angst, dass Unschuldige zu Tode gebracht würden.

Der Vertreter von Verbrechensopfern William Rusty Hubbarth von der Organisation "Gerechtigkeit für Alle" argumentierte gegen Duttons Moratorium-Vorschlag.

"Man würde den Opfern den Schlussstrich und die Erleichterung nehmen. Man würde den Glauben an ein gerechtes Verfahren negieren. Und man würde die Justiz an der Ausführung ihres Auftrags hindern", sagte Hubbarth.

Fragen von Ausschussmitgliedern beantwortend, sagte Hubbarth unter anderem, eine unschuldig hingerichtete Person könnte als Opfer eines Verbrechens angesehen werden. Aber, meinte er, die vom Gesetz vorgesehene Prozedur würde es verhindern, dass so etwas passieren könnte.

"Ich fordere jedermann in diesem Saal heraus, mir den Namen eines unschuldig Hingerichteten und seine Todestraktnummer im Bundesstaat Texas zu nennen", sagte Hubbarth.

"Ich kann Ihnen einige nennen", sagte Cook und stand im Zuschauerraum auf.

"Nennen Sie einen. Nennen Sie uns den Namen", feuerte Hubbarth zurück.

Cook sagte, James Lee Beathard endete im Todestrakt aufgrund der Aussage des Mannes, der mit ihm "fiel". Und er sagte weiter, Beathard und sein Mitangeklagter, Gene Hathorn Jr., überzeugten ihn, dass Beathard an dem Verbrechen nicht schuldig sei.

"Mr. Beathard, ich habe da nicht den Funken eines Zweifels, war unschuldig", sagte Cook.

Beathard wurde im Dezember 1999 hingerichtet.

Beathard wurde aufgrund der Zeugenaussage Hathorns, dass er am Mord von Hathorns Familie beteiligt gewesen sei, verurteilt.

Beathard gab zu, in der Mordnacht beim Wohnwagen gewesen zu sein, aber behauptete, davor gestanden zu haben, als das Töten geschah, und dass er glaubte, es handelte sich um eine schief gelaufene Drogensache. Hathorn zog später seine Aussage zurück und sagte, Beathard wäre unschuldig.

Was Cook anbelangt, wurde er dreimal für das Töten im Jahr 1977 einer Frau aus Tyler verhandelt, davon zweimal zum Tod verurteilt.

Nachdem er im Jahr 1999 einen neuen Prozess gewonnen hatte, plädierte er im Sinne der Anklage, um aufgrund der abgebüßten Jahre aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Einige Monate später wurde der DNA-Beweis geführt, dass an der Leiche der Frau gefundenes Sperma von ihrem verheirateten Freund, nicht von Cook, stammte.

Adams nannte dem Ausschuss keine Namen von Unschuldigen, die hingerichtet worden wären. Stattdessen übergab er eine Liste von 95 Häftlingen in den USA, die seit 1971 aus dem Todestrakt entlassen wurden, nachdem sie von ihren Verbrechen entlastet wurden. Sieben, unter ihnen Adams, waren aus Texas.

"Es gibt Leute im Todestrakt, denen ich nicht begegnen will, wenn ich mit meiner Familie in den Straßen schlendere. Zum Teufel, ich hab neben ihnen gelebt", sagte Adams. "Aber ich habe auch neben Leuten gelebt, von denen ich dachte, sie wären unschuldig, und die dort nicht mehr sind. Sie sind am (Kapitän) Joe Byrd Friedhof namenlos."

Der Ausschuss hörte auch Jeanette Popp an, die Mutter einer 20-Jährigen, die 1988 in einem Pizza Hut in Austin getötet wurde.

Die Polizei drohte mit der Todesstrafe, um Christopher Ochoa dazu zu bewegen, sich des Verbrechens schuldig zu bekennen, obwohl er unschuldig war. Ochoa wurde aufgrund von DNA-Beweisen im Januar auf freien Fuß gesetzt.

Popp sagte, Achim Joseph Marino, ein Häftling aus Texas, der 1996 das Verbrechen gestand, wird nunmehr vielleicht für den Tod ihrer Tochter hingerichtet werden. Popp sagte, sie sei gegen die Todesstrafe.

"Ich beschwöre Sie, im liebenden Angedenken meiner Tochter, hören Sie mit dem Töten auf", sagte sie.

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Quelle: Houston Chronicle (19.3.2001)

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