Nein sagen zur Todesstrafe

Bad Schwalbacher Lehrerin lud zu einem besonderen Benefizkonzert

(esz) "Sie haben es nicht anders verdient. . .?"- mit diesem Titel hatte Studienrätin Gabi Uhl zu einem Benefizkonzert gegen die Todesstrafe geladen. Die Vorstellung in der Villa Clementine organisierte sie in Zusammenarbeit mit amnesty international Wiesbaden, mit der Martin-Niemöller-Stiftung und dem gemeinnützigen Verein "Alive-Koalition gegen die Todesstrafe".

Ein persönliches Erlebnis bewegte die Musik- und Religionslehrerin dazu, sich aktiv gegen die Todesstrafe einzusetzen: 1998 wurde im US-Bundesstaat Texas ein Mann hingerichtet, mit dem sie in brieflichem Kontakt stand und Freundschaft schloss. Auf Wunsch des Verurteilten war Gabi Uhl bei der Exekution dabei. "Dieses Erlebnis hat mich dann nicht mehr losgelassen", erklärt die Bad Schwalbacherin. Sie begann zu forschen, sammelte Informationen und Kunst rund um die Todesstrafe weltweit.

Aus ihren Erkenntnissen entstand das Konzept des Konzerts. Gabi Uhl trug eine Reihe von deutschen und englischen Liedern vor, die sich mit dem Thema beschäftigen, in ihrem Repertoire hatte sie beispielsweise Erich Kästner oder Reinhard Mey. Die Texte, ebensowie begleitende Gemälde und Fotos, konnte das Publikum auf einer Leinwand verfolgen.

Zwischen den Musikstücken erzählte die Studienrätin ihre Eindrücke aus den Todestrakten in den USA. Durch ihre Zwischentexte vermittelte Gabi Uhl einen Einblick in das Diskussionsthema Todesstrafe aus verschiedenen Perspektiven. So sei zum Beispiel eine abschreckende Wirkung der Todesstrafe statistisch nicht nachzuweisen, auch dürfe man den Täter nicht auf seine Tat reduzieren.

Jedoch sei es richtig, dass die Verurteilten für ihre Verbrechen bestraft werden, die schlimme Kindheit sei eine "platte Entschuldigung" *) und dürfe nicht überstrapaziert werden, betonte die Lehrerin. Für Gabi Uhl spricht es eindeutig gegen die Todesstrafe, dass diese "keinen Nutzen hat, auch für die Angehörigen von Mordopfern bringt sie keinen Frieden." Die Exekution verursache nur zusätzliches Leid in der Familie des Verurteilten.

Es waren leise Töne, die Gabi Uhl spielte. Wie sie erklärt, gehe es ihr in erster Linie nicht ums Überzeugen, seine Meinung müsse sich jeder selber bilden. Wichtig sei "die Menschen zu informieren und zum Nachdenken zu bringen."

Deswegen veranstaltet die Lehrerin auch interaktive Programme für Schulklassen über die Todesstrafe. Im Rahmen des Benefizkonzerts hatten Besucher die Möglichkeit, Kunstwerke von zum Tode verurteilten Gefangenen (Bilder und Texte), wie beispielsweise die CD mit den Liedern der Vorstellung zu kaufen. Der Erlös kommt dem Verein Alive zugute, der sich für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe einsetzt.

Quelle: Wiesbadener Kurier - 3.2.2004

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*) Anmerkung - Meine Aussage lautete wie folgt:

Manche Leute können das nicht mehr hören, wenn bei Straftätern auf deren schlechte Kindheit verwiesen wird. Ich kann das verstehen, denn man kann dieses Argument zweifellos überstrapazieren oder missbrauchen. Cliff selbst hat seine Kindheit nie als Entschuldigung für seine Taten vorgeschoben, er hat sich in den zwölf Jahren, in denen er vor seiner Hinrichtung im Todestrakt saß, sehr verändert und die Verantwortung für seine Verbrechen voll und ganz übernommen. Auch mir liegt es fern, mit der schlechten Kindheit eines Straftäters eine platte Entschuldigung für seine Taten zu suchen. Aber eines macht mich doch sehr nachdenklich: Wenn Cliff eine andere, eine intakte, eine liebevollere Kindheit gehabt hätte, ich glaube, dann wäre er nicht zum Mörder geworden. Es lag in seiner Verantwortung, niemand hat ihn dazu gezwungen, die Raubmorde zu begehen. Seine schlechte Kindheit macht ihn nicht schuldunfähig. Aber die Gesellschaft trägt eine Mitverantwortung, wenn bessere soziale Verhältnisse dazu beigetragen hätten, Gewalt zu verhindern.

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