Der Veranstalter (Amnesty International Leipzig) hat das Konzert nach äußerst unprofessioneller Vorbereitung schließlich kurzfristig 12 Tage vorher abgesagt. Meine Antwort an die Gruppe auf diesen unerfreulichen und ärgerlichen Sachverhalt:

An: Amnesty International Leipzig (ai-Gruppe 1593)

Betrifft: Eure kurzfristige Absage meines Konzerts

Hallo S., um den Vorgang einmal zusammenfassend darzustellen:

Am 29. April 2003 bekam eure Gruppe, neben rund 40 anderen Adressaten, von mir das Angebot eines honorarfreien Konzerts gegen die Todesstrafe. Am 17. Juni 2003 meldete sich D.S. aus eurer Gruppe bei mir - mein Angebot sei mit großem Interesse zur Kenntnis genommen worden, ihr plantet eine Podiumsdiskussion für den 4. Juli, eine Mitwirkung meinerseits würde erwogen. Ich habe auf diese Mail von D.S. mehrfach geantwortet, aber es kam keine Rückmeldung mehr. Meine persönlichen Kontakte zu den zur Podiumsdiskussion eingeladenen Mitgliedern von ALIVE - Koalition gegen die Todesstrafe e.V., zu welcher ich selbst auch gehöre, vermittelten mir den Eindruck, als sei die Vorbereitung dieser Podiumsdiskussion einigermaßen unstrukturiert verlaufen, um es vorsichtig auszudrücken.

Die Regionalvertretung Ost von ALIVE e.V. plante nun für dieses Jahr, eines meiner Konzerte in Berlin zu veranstalten. Sobald als Termin für das Berliner Konzert der 16. April 2004 feststand, fragte ich schätzungsweise Mitte Februar bei D.S. an - das war die einzige Adresse, die ich bis dahin von euch hatte - ob ihr Interesse an einem Konzert in Leipzig hättet am 15. oder alternativ auch 17. April. Ich bekam darauf zunächst einmal keine Antwort.

Am 26. Februar schließlich rief ich E.M.H. in Leipzig an, die euch bekannt ist, und trug ihr mein Anliegen vor. Sie nahm dann den Kontakt zu dir auf, ihr hattet wohl bereits am 2. März eine Gruppensitzung, in der mein Vorschlag angenommen wurde. Nach mehrfachen Nachfragen meinerseits kam von dir, S., am 11. März und von D.S. am 13. März dann endlich das erste Lebenszeichen, dass meine Mails angekommen seien und man sich auf das Konzert mit mir freue.

E.M.H. hielt mich telefonisch auf dem Laufenden, hat den Saal für euch besorgt und gebucht. Ich habe euch mit allen nötigen Informationen versorgt, inklusive vorgefertigten Flyern, die auch einen für die Presse geeigneten Text enthalten. Eure Arbeit hätte sich, von Kleinigkeiten abgesehen, auf die Werbung beschränkt. E.M.H.berichtete mir telefonisch, dass in eurer Gruppensitzung am 16. März die Aufgaben verteilt wurden und damit alles klar sei.

Nun bekomme ich also am 3. April - 12 Tage vor dem Konzert - deine Mail mit der Absage, weil die Zeit und das Geld zu knapp seien! Zum einen ist mir mittlerweile bekannt, dass eure Entscheidung mir abzusagen bereits am 30. März gefallen ist. Du hast noch vier Tage gebraucht, um mir das mitzuteilen! In genau diesen Tagen hat mein Kollege, der mich bei meinen Konzerten begleitet, über seine Chefin ein halbes Dutzend Termine mit Kunden verschieben lassen, damit wir rechtzeitig nach Leipzig hätten starten können am 15. April. Nun kann er das alles wieder rückgängig machen lassen, was mehr als peinlich ist! Von meiner eigenen Terminplanung will ich erst gar nicht reden.

Aber ein Wort noch zu der Begründung eurer Absage. Erstens: Mein Angebot für das Konzert am 15. April kam acht Wochen im Voraus, das wäre ausreichend Zeit gewesen. Über eure Prüfungen und Uni-Stress wusstet ihr ebenso vorher Bescheid wie über euer Engagement bei der Buchmesse. Wenn absehbar war, dass euch das Konzert, das lediglich zu bewerben gewesen wäre, zu viel war, hättet ihr das gleich sagen können. Zu dem Zeitpunkt hätte ich noch die Möglichkeit gehabt, einen anderen Ort und eine andere Gruppe zu finden, die Interesse an einem Konzert gehabt hätte. So werde ich nun insgesamt über tausend Kilometer für ein einziges Konzert in Berlin fahren, anstatt das mit einem zweiten Konzert verbinden zu können, damit sich der Fahrtaufwand auch lohnt.

Zweitens: Ich gebe meine Konzerte ohne Honorar, bezahle die Fahrtkosten auch noch selber, habe Tausende von Euros in das Equipment, das ich in den Konzerten benötige, und in meine CDs gesteckt - allein der Scheinwerfer, den ich ausschließlich für dieses spezielle Konzertprogramm gegen die Todesstrafe angeschafft habe, hat über 800 Euro gekostet. Und ihr stellt euch an wegen eines Betrages von 60 bis 80 Euro, weil ihr Angst habt, ihr könntet den über die Eintrittsgelder nicht abdecken!! Erneut: Wenn ihr euch nicht in der Lage fühltet, ein derartig geringes finanzielles Risiko einzugehen, hättet ihr mir gleich absagen können! Das hätte mir die Möglichkeit gegeben, einen anderen interessierten Veranstalter zu finden.

Ich habe mittlerweile einige Konzerte durchgeführt und dabei mit verschiedenen Veranstaltern zu tun gehabt. Es war nicht immer alles optimal, aber in den meisten Fällen war die Zusammenarbeit gut. Ich muss leider sagen, dass ich ein so unprofessionelles Verhalten wie das eurer ai-Gruppe wirklich noch nie erlebt habe!

Gruß, Gabi

5. April 2004

Gabi Uhl

gabi20uhl@aol.com

www.todesstrafe-texas.de

Kopie dieser Mail zur Kenntnisnahme an:

ALIVE - Koaltion gegen die Todesstrafe e.V.

Amnesty International Berlin

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