Konzert gegen die Todesstrafe stößt auf offene Schüler-Ohren

(rh) "Wer etwas Grausames getan hat, soll dafür auch die gerechte Strafe bekommen." Und das könnte die Todesstrafe sein. Etwa ein Drittel der 170 Jugendlichen, die gestern das "Konzert gegen die Todesstrafe" im Café Q hörten, waren vorher dieser Meinung. Hinterher schrumpfte diese Gruppe.

Auf einer Tafel sollten die 17- bis 19-jährigen Schüler der Berufsfachschule für Erziehung und Gesundheit ihre Meinung zur Todesstrafe kund tun, und zwar anonym mit einem roten Punkt. Etwa zwei Drittel der Schüler legten sich fest: "Ich bin gegen die Todesstrafe, weil man Menschen nicht töten darf." Ein Gegner der Todesstrafe nannte einen anderen Grund: Weil sie "nicht qualvoll genug ist".

Über die Qualen einer Hinrichtung berichtete hingegen die Musikerin Gabi Uhl. Sie habe "Entsetzen und Horror in Gesichtern" gesehen. Nicht nur bei den Mördern, sondern auch bei deren Familienangehörigen. "Warum tut man ihnen das an?", fragte die Sängerin vom Podium herunter.

Eine Antwort erwartete sie nicht, doch das konzentrierte Schweigen ihrer jugendlichen Zuhörer macht Hoffnung, dass ihre Botschaft angekommen ist: "Durch die Todesstrafe wird neues sinnloses Leid geschaffen."

Mit Texten von Erich Kästner ("Die Ballade vom Nachahmungstrieb") oder Musik von Steve Earle oder Mary Chapin Carpenter untermauerte sie ihre These: "In US-Bundesstaaten mit Todesstrafe ist die Mordrate höher als in denen ohne. Die Todesstrafe bringt nichts, was nicht auch anders zu erreichen wäre."

Nach dem fast zweistündigen Auftritt sollten die Schüler erneut Punkte kleben. Repräsentativ wurde das Ergebnis nicht, berichtet Lehrerin Judith Kreutz: "Aber es gibt jetzt einige Punkte mehr bei den Gegnern der Todesstrafe."

Konzert Castrop-RauxelEin Benefizkonzert gegen die Todesstrafe gab gestern Morgen Gabi Uhl (links), die sich gegen die Todesstrafe einsetzt und auch Mitglied der Hilfsorganisation "Alive" ist. Der Erlös ist für "Alive" sowie "Amnesty International" sowie die Flutopfer in Südostasien bestimmt.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) - 1.2.2005

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WAZ 25.1.2005

Ruhr-Zeitung 2.2.2005

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