Plakat Konzert Zollhaus

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Zuhörer zeigten sich betroffen und nachdenklich: Staatliche Tötungspraxis in vielen Ländern der Erde bei Konzert im Kreml-Kulturhaus angeklagt

Auch die Justiz ist nur Menschenwerk

Beeindruckende Liedvorträge mit Gabi Uhl zum Thema "Todesstrafe"

Ein Konzert mit Gabi Uhl im Kreml-Kulturhaus, das ist kein Konzert zum Entspannen. Hier geht es um das Thema Todesstrafe - für die Künstlerin ein Skandal, der nicht nur betroffen macht, sondern jeden Einzelnen zur Auseinandersetzung herausfordert.

ZOLLHAUS. Für die richtige "Einstimmung" zu dem ungewöhnlichen Konzert mit Gabi Uhl im Kreml-Kulturhaus in Zollhaus sorgte Carola Abbas von "amnesty international" in Limburg: Eine nachdenklich stimmende Fotoausstellung, deren Inhalt von mutigen, nach Freiheit und Selbstbestimmung strebenden Frauen handelt, beeindruckte die Anwesenden: vergewaltigte Frauen in Liberia, ruandische Flüchtlingsmädchen in Tansania, eine 18-jährige, die in Afghanistan im Gefängnis ist, weil sie ihrem Ehemann davon gelaufen war. Daneben ein Hoffnungsschimmer: Immerhin 65 von insgesamt 500 Delegierten im neuen afghanischen Parlament sind Frauen.

Die Sängerin Gabi Uhl studierte Musik und Theologie in Mainz und arbeitet heute hauptberuflich als Studienrätin in der Nähe von Wiesbaden. Dem Thema der Todesstrafe ist sie während eines Besuches im Todestrakt von Texas nähergekommen. Sie lernte den Häftling Clifford Boggess kennen und erlebte auf dessen Wunsch auch seine Hinrichtung. Mit ihren Konzerten gegen die Todesstrafe verarbeitet sie ihre Erfahrung auf musikalische Weise, unterstützt von Bildern und Gedanken, die sich mit der Problematik der Todesstrafe eindringlich auseinandersetzen.

Bevor Gabi Uhl ihren Konzertteil eröffnete, erinnerte sie, wirkungsvoll auf eine Leinwand projiziert, an die zahlreichen Länder, die heute noch ganz selbstverständlich die Todesstrafe anwenden. 70 Prozent der Weltbevölkerung sind noch davon bedroht - in China, USA und vielen andern Ländern. Die Künstlerin macht deutlich: "Dies ist kein Konzert zum Entspannen, sondern um Gefühle herauszufinden", und dies wurde dann auch bei ihren Vorträgen deutlich.

Bekannte Autoren und Liedermacher lieferten die Vorlagen, zum Beispiel ein Text von Erich Kästner, die Geschichte von Fritzchen Naumann, der im Knabenalter von sieben Spielkameraden einfach an der Teppichstange im Hof erhängt wurde. "Wir haben es nur wie die Erwachsenen gemacht", so die entsetzten Kinder nach der Tat.

Oder "Kati und Sandy" von Reinhard Mey: die auswegslose Situation zweier Teenager, denen der gemeinsame Sprung vom Hochhaus als Erlösung erschien. Gabi Uhl wies auf das soziale Umfeld hin und dass jede Gesellschaft die Aufgabe hat, sich um ihre Mitglieder zu kümmern, auf Gut und Böse zu achten, Mitverantwortung zu erkennen und sich dann erst moralisch zu verhalten.

Ein Lied aus der Sicht eines Gefängniswärters im Todestrakt, von Steve Earle, zeigt Überlegungen, nicht den Täter auf seine Tat zu reduzieren, auch nicht in Stammtischparolen zu verfallen, sondern bessere Lösungen anzustreben. Auch die Justiz ist Menschenwerk, nicht nur die Straftat. Ein Text von Hartmut Engler folgt, Gabi Uhl gelang es in seltener Eindringlichkeit den Zuhörern das Thema "Todesstrafe" nahezubringen. Ihr Credo überzeugte: Jede durchgeführte Todesstrafe erzeugt neues Leid, Gabi Uhl hat es selbst erlebt, wie Angehörige von dem zum Tode Verurteilten Abschied nahmen.

Mit dem Lied "To live in your world" von Happy Rhodes, einem Lied aus der Sicht des Täters, beendete die engagierte Sängerin ihr Programm. "Macht der Tod des Täters zufrieden?", fragt sie die Anwesenden. "Why, why, why does it go this way? - Irgendwo am Ende der Straße gibt es ein Licht!"

Wilma Rücker

Quelle: Rhein-Lahn-Zeitung - 21.2.2005

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Ein Konzert gegen die Todesstrafe

(rr) Zollhaus. «Man muss es erst mal verdauen!» Dies war die überwiegende Antwort nach der Meinung zu dem Konzert "gegen die Todesstrafe" von Gabi Uhl. Im Rahmen der Fotoausstellung zum Thema "Gewalt gegen Frauen verhindern", lud die Limburger Ortsgruppe amnesty international Deutschland die Musiklehrerin und Chorleiterin Gabi Uhl in das Kreml-Kulturhaus ein.

Die Organisation setzt sich seit Jahren für die Menschenrechte ein und begrüßte diese Zusammenarbeit mit der Künstlerin sehr, denn «Die Todesstrafe ist ein Eingriff in das Grundrecht auf Leben», so die Sprecherin Carola Abbas. Über Briefkontakt lernte Gabi Uhl einen Gefangenen des texanischen Todestrakts kennen. Wenige Monate später wurde sie Zeugin seiner Hinrichtung. Dieses Erlebnis machte der Musiklehrerin und Chorleiterin klar, dass zu diesem Thema viel Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung zu leisten ist.

«Todesstrafe», sagt sie, «bringt den Angehörigen nur Leid!» Die Todesstrafe lehnt die Sängerin ab, weil sie keinen anderen Nutzen erzielt, der nicht auch auf andere Weise zu erbringen wäre. Gabi Uhl fällt es nicht besonders leicht, Lieder zu diesem Thema zu finden, weil sich nicht viele Texter damit befassen. Die "Ballade vom Nachahmungstrieb", von Erich Kästner sei zwar nur ein ausgedachtes Gedicht, in dem es um Kinder geht, die Henker und Gehängten spielen, aber doch habe Uhl von einem Fall in Indien gehört, bei dem spielende Kinder beinahe ein anderes auf diese Weise ermordet hätten.

Für die Interpretin trägt die Gesellschaft eine Mitverantwortung, Kindern Werte zuvermitteln, die sie lernen lässt, Gutes vom Schlechten zu unterscheiden. Das Lied "Kati und Sandy" von Reinhard Mey erzählt die Geschichte von zwei Mädchen, die kein gutes Zuhause haben und sich lieber betrinken, um Zuflucht zu finden. Die Musiklehrerin hat dieses Lied ausgesucht, weil sie von vielen Inhaftierten hört, die eine schlimme Kindheit hatten. Dies sei keine Ausrede für die spätere Tat, aber dennoch für sie überlegenswert. Denn auch der zum Tode verurteilte Texaner habe eine Kindheit gehabt, die bedauerlich war. Sie mache sich gerade deshalb Gedanken, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er von seiner Mutter akzeptiert worden wäre.

Die Länder, in denen die Todesstrafe ausgeübt wird, erhoffen sich eine abschreckende Wirkung und somit weniger Kriminalität. Dies sei aber ein Mythos, wie die Musiklehrerin berichtet.

Forderungen nach der Todesstrafe sind für die Sängerin unüberlegte Äußerungen, denn so wie im Lied "Der Henker" von PUR beschrieben, denkt kaum jemand daran, dass gerichtliche Urteile im Namen des Volkes gefällt werden und somit jeder einen Mord zu verantworten hätte.

Konzert Zollhaus Foto NNP 22.2.2005

Quelle: Nassauische Neue Presse - 22.2.2005

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Ankündigung aus der Rhein-Lahn-Zeitung:

Rhein-Lahn-Zeitung 12.2.2005

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