Konzert gegen die Todesstrafe

Besondere Aktionswoche am Gymnasium Weikersheim

Weikersheim. Das Gymnasium Weikersheim führte vor kurzem unter der engagierten Leitung von Christiane Knappe und Reinhard Hoffmann eine neuntägige "Aktionswoche gegen die Todesstrafe" durch. Zur Information der Schüler diente zunächst eine Ausstellung an Stellwänden, die dann durch einen Vortrag von Christiane Knappe zum Thema "Todesstrafe weltweit" vertieft wurde.

Der Film "Dead man walking" sensibilisierte für Gefühle und emotionale Verstrickungen der an dieser Strafform Beteiligten. Durch den Vortrag von Juan Melendez in Bad Mergentheim, der 17 Jahre lang unschuldig im Todestrakt saß, hatten schließlich 250 Oberstufenschüler Gelegenheit, auf eine sehr unmittelbare Art und Weise an Erfahrungen in diesem Grenzbereich des Lebens teilzuhaben. Viele Schüler zeigten sich sehr berührt von dieser Begegnung und suchten das Gespräch mit dem ehemaligen Todeskandidaten.

Im "Konzert gegen die Todesstrafe", der Abschlussveranstaltung der Aktionswoche, hielt die hessische Künstlerin Gabi Uhl ein musikalisches Plädoyer: Die Sängerin interpretierte folkig bis jazzig mit sanfter Stimme, aber sehr prägnanter Artikulation, begleitet von Instrumenten vom Band eine Reihe von Liedern, die den Besuchern von ihren Hörgewohnheiten her nicht besonders fremd vorgekommen sein dürften. Aber in diesem Konzert ging es nicht um Entspannung und Wohlfühlen. Das Verstörende liegt in den Texten, die die Künstlerin parallel zum Vortrag über Power-Point projiziert, die die Menschen umkreisen, die in irgendeiner Weise von der globalen Realität der Todesstrafe - sie wird noch in 75 Staaten vollzogen - betroffen sind.

Uhl umkreist die direkt oder entfernt an der Todesstrafe Beteiligten multiperspektivisch, fordert die Einfühlung in sie, auch um zu verhindern, dass der Delinquent enthumanisiert, das heißt, zum bloßen "Sinnbild des Bösen" gemacht wird. In Zwischentexten erläutert die Künstlerin auch ihre persönliche Motivation: Als Begleiterin einer Freundin lernte sie die Realität des Todestrakts in einem texanischen Gefängnis kennen; später machte sie die Bekanntschaft des Doppelmörders Clifford Boggess, der später hingerichtet wurde. Aus diesen Erfahrungen erwuchsen Einsichten: "Man darf den Täter nicht auf seine Tat reduzieren. Menschen können sich ändern."

Als praktische Konsequenz wurde Uhl Mitglied in "Alive - Koalition gegen die Todesstrafe". Die Besucher dankten für dieses wirklich außergewöhnliche Konzert mit lang anhaltendem Beifall.

© Fränkische Nachrichten - 18.02.2006

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